Druckverfahren - von Hochdruck bis Digitaldruck

Die wichtigsten Drucktechniken im Überblick.

Wissen Sie genau, wovon die Rede ist, wenn der Begriff „Offset“ fällt? Oder wie unsere Banknoten gedruckt werden? Und womit man druckte, als es noch keine Computer gab? Der Digitaldruck ist nämlich noch gar nicht so alt – und bei weitem nicht das einzig mögliche Druckverfahren.

1. Hochdruck – das älteste Druckverfahren der Welt.

Mit dem Prinzip des Hochdrucks sind die meisten von uns schon früh in Berührung gekommen – zum Beispiel beim Linoldruck in der Schule oder beim Kartoffeldruck aus Kindergarten-Tagen. Das Verfahren selbst erfand Johannes Gutenberg: Als Begründer des modernen Buchdrucks revolutionierte er um 1450 mit seinen beweglichen Metall-Lettern und der Druckerpresse die herkömmlichen Methoden der Buchproduktion.

Die Mechanik

Beim Hochdruck sind die zu druckenden Teile erhaben: Nur das, was auf der Druckform hochsteht – Linien, Stege oder Flächen – wird gedruckt. Diese Teile werden mit Farbe versehen und dann direkt auf das Papier oder anderes Material gepresst (direktes Druckverfahren). Deshalb muss das Druckbild auf der Druckform auch spiegelverkehrt sein! Die Druckformen sind wahlweise hart (Holz oder Metalle) oder weich (Gummi, Linoleum etc.).

Einsatzbereiche

Heute kommt der Hochdruck hauptsächlich bei handwerklich anspruchsvollen Grafiken oder aufwändig gestalteten Buchdrucken zum Einsatz. Zu den Hochdruck-Techniken gehört aber auch der Flexodruck, mit dem sich heute viele Materialien bedrucken lassen, die für andere Druckverfahren ungeeignet sind: zum Beispiel Kunststoff-Verpackungen, Folien, Servietten, Tapeten oder Wellpappe.

Im Hochdruck kann eine besonders haptische Qualität erreicht werden: Reliefs, die durch den Pressdruck auf dem Papier entstehen, werden oft bewusst als gestalterisches Mittel eingesetzt, zum Beispiel bei geprägten Visitenkarten. Hochdruck ist allerdings nicht billig, die Herstellung der Druckplatten aufwändig, und kleine Auflagen lohnen sich aufgrund der Einrichtungskosten kaum. Weil die Druckplatten mit der Zeit verschleißen, sind allzu hohe Druckauflagen aber auch nicht wirtschaftlich: Im Bereich alltäglicher Druckprodukte setzt man daher heute auf Verfahren wie Digital- und Offsetdruck.

2. Flachdruck (Offset) – für Zeitungen in Millionenauflage

In Filmen erscheint oft das Bild riesiger rotierender Papierrollen, die druckfrische Zeitungen mit den neuesten Schlagzeilen ausspucken: Das ist der Rollenoffsetdruck – ein Flachdruckverfahren, das zu den bekanntesten und populärsten der Druckindustrie gehört. Die erste dieser Offsetdruckmaschinen stellte Caspar Hermann zu Beginn des 20. Jahrhunderts der breiten Öffentlichkeit vor.

Die Mechanik    

Im Gegensatz zum Hochdruck ist der Flachdruck ein indirektes Druckverfahren: Die Farbe wird nicht direkt von einer Platte auf das zu bedruckende Material (z. B. Papier) übertragen, sondern zunächst auf eine Walze und von dieser auf den Bedruckstoff. Dabei sind die verschiedenen Partien speziell präpariert – die einen nehmen Farbe an, die anderen stoßen sie ab. Weil sich die zu druckenden und die nicht zu druckenden Elemente auf einer Ebene befinden, bezeichnet man das Verfahren als Flachdruck. Wie bei unseren Druckern werden die vier Grundfarben C-M-Y-K eingesetzt; für jede wird eine separate Druckplatte erstellt.

Einsatzbereiche

Der Offsetdruck ist das verbreitetste Flachdruckverfahren, wobei zwischen Rollenoffset und Bogenoffset unterschieden wird.  Der Bogenoffsetdruck eignet sich für kleine und mittlere Auflagen, im Rollenoffset können dagegen hohe Auflagen, z. B.  von Tageszeitungen, Katalogen und Telefonbüchern, produziert werden. Die meisten Broschüren und Flyer großer Unternehmen werden deshalb im Offsetdruck gefertigt.

Die offensichtlichsten Vorteile des Offsetdruckverfahrens sind sein Tempo und seine Wirtschaftlichkeit: Eine Rollenoffsetmaschine erreicht bis zu 65.000 Zylinder-Umdrehungen in der Stunde und kann damit kostengünstig und in kürzester Zeit Druckerzeugnisse in Millionenauflage produzieren. Selbst im Digitaldruck, der kontinuierlich optimiert wird, ist dieses Level noch lange nicht erreicht.

3. Digitaldruck – seit über 20 Jahren auf der Überholspur

Zuhause selbst Dokumente auszudrucken ist heute selbstverständlich. Dabei entstand der Digitaldruck, der uns das ermöglicht, erst in den 90-er Jahren, zusammen mit den ersten Druckern! Seitdem befindet sich dieses Druckverfahren auf dem Siegeszug – und entwickelt sich unaufhörlich weiter.

Die Mechanik

Genaugenommen ist beim Digitaldruck nur die Druckvorlage selbst digital. Im Gegensatz zu allen anderen Druckverfahren braucht man hier nämlich keinen festen Druckkörper mehr (Non Impact Printing). Das Druckverfahren selbst ist ein mechanisches: Zu den gängigen Methoden gehören der Tintenstrahldruck (Inkjet), bei dem winzige farbige Tintentropfen auf das Papier gesprüht werden, und der Laserdruck, der nach dem Prinzip der Elektrofotografie arbeitet. Dabei wird eine Kopie aus elektrischen Ladungen erzeugt und loser Farbtoner auf ausgesuchte Flächen verteilt.

Einsatzbereiche

Der Digitaldruck ist für jeden zugänglich, der einen Laserdrucker oder Tintenstrahldrucker  besitzt: Private Anwender, Büros und Großunternehmen drucken per Digitaldruck alles von personalisierten Einladungen und Hochglanzfotos bis hin zu großformatigen Broschüren.                    

Mit speziellen Großformatdruckern erobert der Digitaldruck mittlerweile auch die Industrie: So  stellte zum Beispiel HP in diesem Jahr mit den sogenannten HP PageWide Druckern Drucksysteme und Rollendruckmaschinen vor, die mit einem feststehenden Druckkopf arbeiten und damit ganz neue und deutlich kostengünstigere Großformatdrucke in Monochrom und Farbe ermöglichen.

Besonders reizvoll ist der Digitaldruck, wenn es um kleine Mengen und personalisierte Druckobjekte geht: Während sich andere Druckverfahren häufig erst bei großen Auflagen lohnen, muss für den Digitaldruck fast nichts vorbereitet werden – so wirtschaftlich ist kaum ein anderes Druckverfahren! Bei Sonderformaten kommt der Digitaldruck hingegen noch schnell an seine Grenzen...

4. Tiefdruck – das Druckverfahren unserer Banknoten

Der Tiefdruck hat eine lange Tradition: Viele der bekanntesten Werke alter Meister waren Kupferstiche und damit im 19. Jahrhundert die ersten Vorboten des Tiefdruckverfahrens. Noch heute hat der Tiefdruck seinen festen Platz in der Kunstszene.

Die Mechanik    

Der Tiefdruck ist ein direktes Druckverfahren. Im Gegensatz zum Hochdruck werden nicht die hochstehenden, sondern die tiefer liegenden Partien gedruckt: Durch Gravur, Laser oder Ätzen entstehen sogenannte „Näpfchen“, die mit Farbe gefüllt werden. Die nicht vertiefte Fläche wird mithilfe eines „Rakels“ von überschüssiger Farbe befreit, bis sich nur noch in den vertieften Bereichen Farbe sammelt. Die wird schließlich unter hohem Pressdruck auf das Papier bzw. Druckobjekt übertragen.

Einsatzbereiche

Aufgrund der aufwändigen Druckplattenerstellung wird diese Technik heute vor allem bei Druckerzeugnissen angewendet, die in hoher Auflage produziert werden  – zum Beispiel Kataloge und Zeitschriften, aber auch Tragetaschen und Folien. Auch Banknoten und viele unserer Briefmarken werden im Tiefdruckverfahren hergestellt.

Viele Tiefdruck-Erzeugnisse bestechen durch satten Farbauftrag und hohe Druckqualität. Die für die Ätzverfahren typischen ausgefransten Ränder („Sägezahneffekt“) werden bei Kunstdrucken häufig sogar bewusst eingesetzt. Im Bereich der Alltagsdruckerzeugnisse wird der Tiefdruck allerdings zunehmend vom günstigeren und flexibleren Offsetdruck überholt.

5. Durchdruck (Siebdruck) – unübertroffen in Farbintensität und Brillanz

Kennen Sie den Siebdruck noch aus der Schule? Oder haben Sie im Kindergarten mal mit einer Zahnbürste Tuschfarbe durch ein Sieb gerieben? Dann haben Sie das Prinzip des Durchdruckverfahrens bereits ausprobiert ...

Die Mechanik  

Beim Durchdruck wird die Farbe durch ein aufgespanntes Sieb oder ein Textilgewebe auf das zu bedruckende Objekt gedrückt. Dabei werden bestimmte Flächen auf dieser Schablone abgedeckt, so dass keine Farbe durchdringt. Für die verschiedenen Farben des Motivs werden entsprechend unterschiedlich behandelte Schablonen benötigt. Der Farbauftrag variiert je nach Feinheit und Gewebestruktur.

Einsatzbereiche

Neben dem Einsatz in der Schule und im Kunstbereich wird der Siebdruck – die häufigste Form des Durchdrucks – gern für den Textildruck und für unterschiedliche Werbematerialien verwendet. So zählt man z. B. bei Fahnen, Großplakaten oder Aufklebern häufig auf die plakative, farbintensive Wirkung der Siebdruckprodukte.

Via Durchdrucktechnik können alle möglichen Formen bedruckt werden, die für andere Druckverfahren nicht geeignet sind – z. B. auch Flaschen oder Geschirr. Den starken, intensiven Farben, die dieses Druckverfahren ermöglicht, stehen allerdings Kosten gegenüber, die sich für hohe Auflagen schnell summieren. Daher setzt man das Siebdruckverfahren vor allem bei kleinen bis mittleren Auflagen und besonders hochwertigen Projekten ein.